Terceira rund

Eine ganz neue Möglichkeit, die Insel Terceira zu entdecken, bietet das E-Mobil. Die Jungunternehmerin Melanie wuchs als Spross azorianischer Eltern in den USA auf und bietet 10 der strombetriebenen Mobile. Sie können in Angra + beim Touristenbüro in Praia gemietet werden. Auf der Insel verstreut stehen diverse Partner zur Auswahl, Café, Bars und Restaurants, bei denen Fahrer und Mobil zwischentanken können.

Wir nutzen das Mobil und sehen uns auf der Insel um. Der Beifahrer sitzt übrigens hinter dem Fahrer, zugegebenermaßen etwas beengt. Aber was soll’s, wir wollen damit ja nicht um die Welt.

Im Norden der Insel liegt Boscoitos, berühmt für sein tolles, großzügiges Naturschwimmbecken, natürlich gefüllt mit Meereswasser. Aber auch ein kleines Weinmuseum erfreut. Zahlreiche Weinreben sehen wir zwar noch in Gärten hängen, abgetrennt  durch Vulkansteinmauern, aber die Ausbeute dürfte sehr gering sein.

 

 

 

 

 

Nach dem Aufladen im kleinen Dorf Boscoitos fahren wir ins Landesinnere. Auf 550 Metern Höhe besuchen wir die landestypischen Naturdenkmäler: unterirdische Lavaläufe, einen vor 2000 Jahren aktiven Vulkankegel mit imposanten Schornstein, durch den wir ins Innere absteigen. Im Dunkeln, beleuchtet durch indirekte Lampen, herrscht eine unglaubliche Symphonie der Farben, verursacht durch den ‘Wandschmuck’: Stalagmiten und Stalaktiten aus Opal.

Freiwillige, u.a. Studenten der Geologie, empfangen die Besucher und erklären begeistert, die Entstehung des Naturschauspiels.

Gelegentlich werden auch Konzerte an diesem verwunschenem Ort gegeben. Es fällt jedoch schwer, Musiker zu finden, die ihre wertvollen Instrumente dieser Kälte und extremen Feuchte aussetzen wollen. Auch wir flüchten nach 15 Minuten zurück zur Sonne, zum Licht.

Terceira ist auch für Wanderer ein Paradies. Überall sind die Wege ausgeschildert mit den übereinander liegenden Streifen: gelb-rot. Außerdem gibt es überall auf der Insel verstreut kleine Holztische und Bänke, an denen die ganze Familie Platz findet, um zu picknicken.

 

Auch im Süden sind viele mit Meerwasser gefüllten Naturbecken. In fast jeder Bucht haben wir eines dieser schönen Schwimmbäder entdecken können.

Ja, Angra kommt auch noch dran!

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Terceira – Praia da Vitória

Nachdem wir zwei Wochen auf Santa Maria und zwei Wochen auf Sao Miguel waren, seglten wir die rund 90 Seemeilen gen NNW, nach Terceira. Das war Ende Juli.

Einer der perfekten Törns, einer, wie er eher selten vorkommt: 15 + Knoten Wind, ruhige See, 4 – 5 kn Fahrt, schönster Sonnenuntergang und -aufgang. Da sieht man auch gerne drüber hinweg, dass der Wind ein bisschen zu westlich kam, so dass wir am Ende doch ein paar Stunden nach Norden motoren mussten.

Terceira ist die größte und östlichste Insel in der Zentralgruppe der Azoren. Sie ist ein absolutes Muss! Neben Strand, Vulkanen mit begehbaren Kesseln, tollen Naturschwimmbädern, sogar einem Weinanbaugebiet, steht hier die alte Azorenhauptstadt, Angra do Heroismo, die wohl schönste Stadt im ganzen Atlantik. Dazu mehr im nächsten Eintrag.

Die zweitgrößte Stadt, Praia da Vitória, liegt an der Ostküste und hat  einen schönen Sandstrand. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein belebter amerikanischer Luftstützpunkt. Davon profitieren natürlich die Insulaner. In den Restaurants gibt es vorzugsweise jegliche Art von Hamburgern und die Gäste der Clubs, Bars und Souvenirläden sprechen ein superbreites Englisch, also Amerikanisch.

Die Besiedlung Terceiras begann bereits im Jahre 1450. Gründungsvater war der Flame Jacob van Brugge, der mit ausdrücklicher Erlaubnis von Heinrich dem Seefahrer in eben dieser Bucht sein Häuschen baute. Heutzutage soll der Hafen der größte der Azoren sein, dank der finanziellen Unterstützung der Amis.

Terceira spielte eine wichtige Rolle in einem verwickelten Politdrama, das Mitte des 19. Jahrhunderts die Azoren rockte: im sogenannten Miguelistenkrieg. In Erinnerung an die eigene ruhmreiche Vergangenheit feiert die Stadt Anfang August eine ganze Woche non-stop Party. Dann sind alle Hotels ausgebucht. Auch vom portugiesischen Festland kommen die Produzenten von Schinken, Wein und Käse und bieten in riesigen Gourmetzelten ihre Delikatessen an. Auf verschiedenen Bühnen spielen Tag und Nacht diverse Bands unterschiedlichste Musik, von Pop, Rock, Folk bis Heavy Metal. Themenorientierte Prozessionen tanzen auf geschmückten Straßen, absolut jedes Dorf ist dabei und konkurriert um den Beifall der Zuschauer. Die Stimmung ist deutlich ausgelassen.

 

 

 

 

 

Zum Abschluss der Feierlichkeiten gibt es ‘Stier am Strick auf Strand’. Da können die Testosterongesteuerten sich und der Welt beweisen, dass sie Manns genug sind, einem Bullen gegenüberzutreten, und schnell genug, um heil davonzukommen.

 

 

 

 

 

Dieser erste Bulle war noch recht jung und hat sich über die anderen Jungs sehr geärgert. Des Weiteren liebte er das Wasser.

Unser Favorit hingegen war Bulle Nr.2, der so gelassen war wie ein inkarnierter Zen-Meister. Ihn brachte niemand aus der Fassung. Ab und zu trabte er über den Strand und schleuderte einen alten Reifen durch die Luft, ansonsten staunte er über das allgemeine Gezappel.

Bulle Nr. 3 haben wir nicht weiter verfolgt. Das Für und Wider solcher ‘Spielchen’, oder besser ‘Rituale’, ist natürlich so eine Sache. An diesem Tag wurde jedoch  niemand verletzt. Die Jungbullen wurden geärgert, danach  ging’s nach Hause auf die Weide. Die zweibeinigen ‘Jungbullen’ hingegen feierten ihre Beine mit kräftigem Gebräu…

 

Praia da Vitória für Segler: Zum einen gibt es ausreichend Platz im Norden der Bucht zum Ankern, von den Breakwater / Molen geschützt. Bei Böen von bis zu 30 kn sind wir allerdings auf Drift gegangen. Wir mussten uns auf die andere Seite der Bucht verkrümeln, was nur bei SW akzeptiert wird. Bei Ost bis Südost kann es am offiziellen Ankerplatz unangenehm hereinschwellen.

Die private Marina von Praia da Vitória ist unschlagbar günstig.

38°43’47.5” N / 027°03’26.5” W

In unserer Kategorie (12-15 m Länge, bis 5 m Breite) hätten wir 7,55 € pro Nacht oder 215 € im Monat zahlen müssen. Das gilt inkl. Steuern (16 % auf den Azoren), Strom, Wasser und Müll. Das ist saisonunabhängig, Sommer wie Winter.

Auch die Preise auf dem Trockenen sind außerordentlich. Mittlerweile gibt es eine kleine Gemeinde von Deutschen, Holländern, GeeBees, die dort fast ständig lebt, überwintert  oder immer wieder zurückfindet.

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Ponta Delgada für Segler

Die Hauptstadt der Insel Sao Miguel besitzt eine alte und eine neue City-Marina. Zu beiden gelangt man  nach Einfahrt in den vorgelagerten Commercial harbour. In der alten und wesentlich kleineren Marina liegen mittlerweile nur noch Locals. Allerdings befindet sich dort auch der Anleger zum Tanken. Dieser Anleger wurde bis vor kurzem als Rezeptionsponton genutzt. Es ist aber okay gleich in die neue Marina zu fahren, sich selbst einen Platz zu suchen, um dann zu Fuß zur Anmeldung in die alte Marina zu gehen.  Das vereinfacht die Ankunft bei Tag und vor allem bei Nacht.

Die Doppelplätze mit Fingerpontons sind großzügig angelegt und  auch in der Hochsaison waren genügend freie vorhanden. Bei Ost / Südost und wenn das Lotsenboot unterwegs ist, schwellt es in den Boxen. Dafür blockt ein Sicherheitsgate ungeladene Passanten. An der Promenade gibt es ein Info-Centre der Marina mit free WIFI, außerdem Müll- und gute Sanitäranlagen.  Witzigerweise gibt es verschiedene Eingänge für Warm- und Kaltduscher. Wir haben Segler getroffen, die sich nach Tagen und Wochen mockiert hatten, weil ihr Wasser nur kalt kam…

Pigafetta hat den azoreanischen Standardpreis für die Größe bezahlt: 18,50 € inklusive Strom, Wasser, Müll und Steuern.Wie überall auf den Azoren sind die Marineros sehr freundlich und sprechen ein hervorragendes Englisch.

In der alten Marina ist ein Schwimmbad, ein Werftgelände für Yachten ‘on the hard’ und neben vielen Cafés/ Restaurants auch ein Laden mit Yachtzubehör. Der gehört seit vielen Jahren einem deutschen Paar. Auch Segelreparaturen und Bootssercice, Betreuung unbemannter Schiffe etc. gehören zum Angebot.

Kaum angekommen, findet Carlos den Weg zum Schiff – jeden Tag, ohne Pause und mit fantastischem Gedächtnis ausgestattet. Sein Angebot: Mietauto. Die Anmietung ist auf den Azoren insgesamt recht teuer, Carlos bleibt immer am unteren Rand. Außerdem bringt er das gebuchte Auto direkt zum Eingang. Übrigens gilt die Checkkarte für das Gate am Steg auch für den Parkplatz in der alten Marina.

Die Marina liegt im Zentrum der Stadt, so sind der tägliche Markt, Supermärkte, Cafés und Sehenswürdigkeiten zu Fuß zu erreichen. Auch die Busse zu anderen Teilen der Insel halten alle in unmittelbarer Nähe.

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Sao Miguel (2)

Nach ein paar Wochen in der Zentralgruppe der Azoren (Einträge folgen…) erreichten wir Ende August wieder Sao Miguel. Wettermäßig brachte der August übrigens das, was jedem, der die Azoren anpeilt, versprochen wird: Vier Jahreszeiten an einem Tag! Somit auch eine Menge Sonnenschein. Ja, vielen Dank, wir sind zufrieden!

Mit Auto erkunden wir die Insel und besuchen auch jene Plätze, die im Juli in der Wolke lebten… Mit Ulli von der SY Tofua geht’s nach Sete Cidades, einem kleinen Ort am Ufer zweier Kraterseen: Lagoa Azul und Lagoa Verde. Bildhübsch ruhen sie im Kraterkessel, von Steilwänden mit noch urtypischer Vegetation umringt. Etwas unromantisch betrachtet könnte man meinen, auf dem grün schimmernden liegt Entenschnodder…

Für die Märchenliebhaber und/oder Psychoanalytiker unter uns sind die Legenden interessanter. Eine, die sich um die beiden Seen rankt, geht so: Es war einmal ein Königspaar, das herrschte über ein riesengroßes Land mitten im Atlantik. Doch Kummer bedrückte das Paar, denn die Königin wurde viele lange Jahre nicht schwanger. Eines schönen Tages kam ein Engel und prophezeite die Geburt einer Tochter. Jedoch, so die göttliche Auflage, dürfe der König seine Tochter nicht sehen, bis sie erwachsen sei – anderenfalls fiele sein Reich auf den Grund des Meeres. Nachdem die Tochter das Licht der Welt erblickte, wurde sie deshalb zu einer Amme gebracht und wuchs fern ihrer Eltern in den ‘sieben Städten’ auf (= Sete Cidades, ebenfalls legendenträchtig).

Eines Tages, nachdem der König schwer erkrankt war und mit dem Schlimmsten rechnete, wollte er wenigsten einmal seine Tochter sehen. So brach er sein Versprechen und drang gewaltsam in die Stadt ein, in der seine Tochter heranwuchs. In diesem Augenblick erschütterten mächtige Erdbeben und gewaltige Vulkanausbrüche sein Reich. Es zerbrach in abertausende Teile und versank im Meer. Nur die neun Azoreninseln blieben übrig. Ferner heißt es, seien die grünen Pantoffeln der Prinzessin in dem Lagoa Verde und ihr blauer Hut im Lagoa Azul.

Auch die heißen Quellen wollten wir vom Nebel befreit erleben. Deshalb machten wir uns wieder nach Furnas auf. Aus Westen kommend ruht ein See kurz vor dem kleinen Kurort. An seinem Ufer brodelt, blubbert und faucht es. Schwefel liegt in der Luft. Das, so sagen die Einheimischen, sei des Teufels stinkender Atem.

Teufel hin, Teufel her, das hält die Locals nicht davon ab, ihr Essen in der Erde zu versenken, um es dort stundenlang garen zu lassen.

Ganze Scharen von Touristen treffen in Reisebussen ein und bestaunen das Naturspektakel. (Upps, azoreanische Verhältnisse: Zwei Scharen in einem ganzen Reisebus!) Den meisten begegnen wir später in einem Restaurant.

Auch wir probieren Cozido, das im Boden gegarte Allerlei. Bestandteil: diverse Fleischsorten, Wurst, Möhren, Kohl und Süßkartoffeln – alles sehr, sehr gut durch! Das darf man aber nach 4 bis 6 Stunden im Erdwärmetopf auch erwarten.

Doch Furnas ist seit dem 17. Jahrhundert für die Heilkraft seiner Wasser bekannt. Ende des 18. Jh. war es sogar allergrößte Mode bei den Betuchten, in Furnas seinem Rheuma oder Übergewicht zu Leibe zu rücken. Es sind insgesamt 22 Quellen, die sich im Tal von Furnas befinden. Im Parque Terra Nostra, einem 12,5 Hektar großen Park, in dem Pflanzen aus alle Welt angesiedelt sind, befindet sich auch das größte Naturthermalpool Europas. Nur 10 Minuten Fußweg und die kleinere Anlage, Poca da Dona Beija, kommt in Sicht. Die Pools sind kleiner, das Wasser wärmer, es wirkt insgesamt privater.

 

 

 

 

 

Zweifelsohne ist Sao Miguel eine wunderhübsche Insel. Hier noch ein paar Impressionen:

 

 

 

 

 

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Sao Miguel

Der Törn von Santa Maria nach Sao Miguel dauerte einen Tag. Die ersten Stunden  segelten wir, dann schlief der Wind ein und zum Schluss kam er zwar kräftig, aber direkt von vorne. Ein paar Delfine spielten mit Pigafetta, gaben aber bald auf…  Von den Delfinbeobachtern wissen wir, dass sie ihre Geschwindigkeit auf wenigstens 10 Knoten erhöhen, sobald Delfine erscheinen. Okay! Dafür begegneten wir einer knallorangen Schildkröte. Und nein, weder Schriftzug noch Möwe waren anwesend. Als wir aber auf gleicher Höhe waren, hob sie ihren Kopf und drehte ihn leicht schräg, so dass sich unsere Blicke trafen.

Sao Miguel ist die größte Insel der Azoren. Seit 1976 sitzt in Ponta Delgada auch die Regierung des Archipels. Mister President wohnt in einer Villa mit einem wundervollen Park, den man gegen 1-2 Euros besichtigen kann. Bäume und Pflanzen aus aller Welt gedeihen prächtig, ein lustiger Plausch mit den Pförtnern ist inklusive.

Im Juli und August ist absolute Hochsaison auf den Azoren. Jede Insel feiert pausenlos Parties und/oder Prozessionen. Vor allem wird überall mit Inbrunst Esprito Santo, der Heilige Geist, verehrt. Um den Touristen mehr Vielfalt zu bescheren, wird der Heilige Geist auf den Inseln zeitlich versetzt inszeniert. Wer also will, kann diesen Kult öfters im Jahr zelebrieren. Man munkelt, der katholischen Kirche gefiele der ganze Zauber so gar nicht…

Der Hauptteil der Touristen sind azoreanische Emigranten aus USA und Kanada. Viele, die in den 1970zigern ausgewandert sind, kommen regelmäßig, um ihren Kindern und Enkeln die alte Heimat zu zeigen. Es sollen in Amerika eine Million Azoreaner (samt Nachwuchs) leben, das sind mehr als auf den Azoren selbst. So wundert es nicht, dass wir auf der Straße das breite ‘Mary’ öfters hören als ein genuscheltes ‘Maria’.

Der ‘Fremdenverkehr’ kommt immer mehr in Schwung, allerdings ist dieser Sektor eigentlich nur auf Sao Miguel finanziell erwähnenswert. Es gibt ein paar Veranstalter, die spezialisiert sind; besonders Wandern in Gruppen ist beliebt. Die meisten Gäste kommen aber auf eigene Faust. Bei den europäischen Urlaubern belegen die Deutschen den zweiten Platz, vorne weg liegen übrigens die Skandinavier.

Ponta Delgada offeriert Tanz und Gesang, Tag und Nacht. Das Repertoire reicht von Vivaldi bis Reggae, via folkloristischen Tanzeinlagen. Es gibt nichts, was es nicht gibt.

Da konnten wir beinahe locker über das ziemlich  dämliche Wetter hinweg sehen. Ein ernstes Wort zum Azorenhoch. Natürlich freut sich der Westeuropäer sehr, wenn ein Azorenhoch schön sommerstabil über den Inseln brütet. Und wir gönnen absolut allen den schönen Sommer 2013, ganz ehrlich! Hier auf den Azoren war das Wetter im Juli hingegen ausgesprochen undurchsichtig. Alle Wolken (außer Nummer 7) waberten fast ununterbrochen über und zwischen uns hindurch. Viele Wolken reichen bis in die Täler hinab und auf den Boden, existieren dann wortwörtlich als Nebel heiter weiter. Auf einer unserer Wanderungen, zusammen mit den prima Schweizern Erika und Reini von der SY Nora, sah es nun genau so aus:

 

 

 

 

 

Und wie wir sehen, sehen wir nichts. Leider nicht das Nichts (also, das mit dem großen Anfangsbuchstaben, das nirvanische Nichts), sondern schlicht gar nichts. Schade! Dabei hätten wir die ungemein sehenswerten Kraterseen in Blau und Grün sehen sollen…

Nachdem wir aber wieder unter die Wolken fanden, bemerkten uns neugierige Kühe, die eine Wiese mit unverbaubarem Meeresblick bewohnen.

Viehwirtschaft ist Standbein Nummero 1: Fleisch, Milch und Milchprodukte. Immer noch schwer EU – subventioniert, aber das soll sich ändern. Was dann?

Ein Produkt, das ungemein lecker schmeckt, ist die azoreanische Ananas. Auf dem Markt und in den Supermärkten ist sie doppelt so teuer wie die Ananas aus Costa Rica, obwohl sie doch kaum Transportkosten verbraucht. Aber ich bin da keine Fachfrau… Das Klima ist vermutlich kompliziert, so gedeiht die Frucht nur in aufwendigen Treibhäusern. Nördlich von Ponta Delgada gibt es noch zwei Plantagen, in denen die Ananas zum reinen Verzehr auf den Inseln heranreift.

Der absolute Hammer und ein trifftiger Grund, um die Azoren zu besuchen, sind die vielen heißen Quellen. Furnas besitzt eines der größten Thermalbecken Europas. Beim Stern-online hatte ich gelesen, es sei das größte der Welt… aber das hört sich schwer nach Marketing an. Jedenfalls schwimmt es sich ganz wunderbar in dem warmen, terracotta-farbigen Wasser …

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Santa Maria

Die südöstlichste Insel der Azoren ist mit 5000 Einwohnern auf knapp 100 km² Fläche nicht überfüllt. Und die Touristen beachten Santa Maria nur selten, obwohl die Taucher von der lokalen Unterwasserwelt schwärmen. Die Insel  hat wunderhübsche Buchten mit charmanten, verschlafenen Dörfern. An der Ostküste gefielen uns besonders Maia und Sao Lorenco. Während im Rücken  terrassenförmige Gärten mit Weinreben an dunklen Felswänden emporsteigen, wäscht das Meer tagein, tagaus Maias schwarze vulkanische Füße rein. Doch nur 5 Familien leben in Sao Lorenco ganzjährig, alle anderen Häuser gehören Emigranten, die im Urlaub ab und zu in die ‘alte Heimat’ fahren.

Im Norden beeindruckt Anjos. Hier entstand die erste Kirche des Archipels, die – ein paar Jahrzehnte nach Erbauung- ein gewisser Kolumbus auf seiner Rückreise von Amerika besucht haben soll. Das O-Tor ist noch vorhanden. Eine kleine Kirche auch, allerdings ist das ein Nachbau der Ur-Kirche.

Überall auf der Insel blühen Hortensien am Straßenrand. Manche Bauern nutzen sie auch als Naturhecken bei der Abgrenzung von Feldern. Hübsch sind auch die alten vulkanischen Steinmauern. Die Insel ist überwiegend grün. Saftige Weiden mit (und ohne) Kühen wellen sich sanft durch die Gegend. Im Norden hingegen ist es karger, es regnet kaum, vielleicht weil der komplette Baumbestand abgeschlagen wurde?

In Anjos und Maia gibt es jeweils mit Meerwasser gefüllte Natursteinbecken zum Baden. Im Süden hingegen gibt es den einzigen Strand. In dieser Bucht können Segler den Anker werfen, doch mit Schwell muss gerechnet werden.

Wir wanderten in knapp 4 Stunden von der Marina zum Strand. Der Weg ist als ‘schwer’ klassifiziert, und tatsächlich, er verlief zuweilen recht unwegsam, wenn auch abwechslungsreich: über die Felder, dann durch einen kleinen Wald, die Hügel rauf und runter, unten am Meer entlang und am Ende kletterten wir sogar über Felsen. Kalle und ich waren deutlich geschafft, nicht aber Uwe.

Und wäre Uwe von der SY Heavy Metal nicht unser Pfadfinder im wahrsten aller Sinne gewesen, dann wären wir Ungeübten vielleicht sogar verloren gegangen… vielleicht hätten wir aber auch  das nächste Dorf gefunden und Kaffee bestellt…

Von der Marina läuft man 1 – 2 km hoch nach Vila do Porto, der Hauptstadt der Insel. Fast alle Läden, auch die Supermärkte liegen direkt an der Dorfstraße. Ein täglicher Markt mit Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch befindet sich in einer Nebenstraße. Doch obwohl Gemüse aus Santa Maria verkauft wird, ist kein Bio dabei. Schade!

Die Azoreaner sind sehr freundlich. Stets haben sie Zeit für einen kleinen Plausch und wer was wo und wie tut / macht oder besorgen kann, weiß fast jeder, den man fragt.

Automiete finden wir recht teuer: 50 € / Tag. Da sind wir von der Algarve einfach verwöhnt. Aber es lohnt sich wenigstens einmal rund! Es gibt auch 3 Hotels in Vila do Porto, ansonsten kann man gut privat unterkommen oder ganze Häuser anmieten. Also, die Landratten!

Die Marina in Vila do Porto liegt super geschützt gegen Schwell und andere Übel. Wer außerhalb der Bürozeiten anlandet, fährt einfach rein und sucht sich ein Plätzchen. Während der Bürozeiten helfen auch die charming Boys vom Office, Joao I und II.

Für Pigafetta haben wir den azoreanischen Standardpreis für unsere Größe bezahlt: 18,50 € inklusive Strom, Wasser, Müll und Steuer. (Warmduscher zahlen 1,10 € extra, Wama kostet 4 €)  Der Diesel kostete 1,26 €, das sind 10 Cent weniger als bei unserem letzten Aufenthalt auf dem Festland.

Tagein, tagaus kommen Fischer mit großen Thunfischen, die gleich vor Ort verarbeitet werden. Der Clube Naval hat ein Cafe + Restaurant, in dem sich Segler, Fischer, Gäste und Einheimische treffen.

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Auf zu den Azoren

Nun haben wir am Ohrläppchen des Teufels geknabbert, ganz unten links. Dafür haben wir ihm aber kein Ohr abgesegelt, lieber nicht!

In dreieinhalb Tagen wuppten wir die 500 Seemeilen von Porto Santo zu den Azoren. Gar nicht mal schlecht. Allerdings verlief der Törn recht ungemütlich. Die ganze Zeit pustete der Wind mit 25 bis 30 Knoten. Die Wellen schäumten in 3-4 Metern, kamen mal von schräg vorne, dann querab, zuletzt von achtern.

Aber was war geschehen? Eigentlich wollten wir schon Ende Mai direkt von der Algarve nach Westen zu den Azoren, aber die Wetterfenster – wenigstens eine Woche mit gemäßigtem Wind – verliefen in diesem lang gestreckten Winter nicht optimal. Und einfach so raus auf den tosenden Atlantik, dazu fehlte uns der Mut, mangels Erfahrungen. Deshalb segelten wir bei passender Gelegenheit nach Süden, zur Insel Porto Santo. Kaum waren wir fünf Tage dort, holten uns jedoch die Fronten und Tiefdruckgebiete wieder ein.

Was tun? Tagelang bei 30 Knoten am Anker hängen, mutig in den Wolken herumwandern und grübeln, ob Pigafetta bereits ohne uns Madeira erkundet? Und dann wegen zunehmender See auch noch tagelang festsitzen? Oder den Anker aufholen und flugs am Wind zu den Azoren eilen? Wir entschieden uns für letztere Variante. Will heißen: shoppen, vorkochen, ausschlafen und los.

Kaum waren wir aus der Inselabdeckung raus, stiegen die Wellen auf über 3 Meter. Aber unser Vielmehrtonner tänzelte nicht auf den Wellenkämmen herum, sondern pflügte sich souverän durch Berg und Tal. Mit uns lief ein 12 m Gfk-Schiff aus, kehrte aber nach einer Stunde wieder um, weil es ihm (so meinen wir) schlicht an Eigengewicht fehlte.

Bald schon zeigte Madeira Kontur. Wir bestaunten noch die dunklen Farbtöne der Insel am Horizont, als Seenebel plötzlich alles um uns in waberndes Grau hüllte. Unsere Welt wurde augenblicklich klein, sehr klein. Wir stiegen weiter hoch und runter, aber jetzt in einer Welt aus purem Grau, die unteren Töne schwer bewegt, die oberen ganz still. Was, wenn man nun für immer und ewig in so einer Wolke herumsegeln müsste? Ganz allein! Doch auf dem Bildschirm erschien das AIS Signal eines schlendernden Tankers in sehr geruhsamer Fahrt. Als sich der Nebel dann genauso plötzlich auflöste wie er gekommen war, sahen wir ihn noch davonhuschen. Nein, auch hier draußen ist niemand ganz, ganz allein. Auf dieser wenig befahrenen Strecke trafen wir immerhin 3 Tanker / Containerschiffe, keine Segler.

Die ersten zwei Tage fuhren wir am Wind und an der Welle. Tausend Mal am Tag hoben wir an, um für Bruchteile von Sekunden frei in die Tiefe zu fallen, aller Schwerkraft zum Trotz. In diesen Momenten erinnerte sich mein Magen an Kindheit, Dom und Achterbahn. In diesen Momenten hoppste auch der Bleistift vom Nav-Platz und levitierte der Kaffee aus dem Becher heraus. Diesen Momenten folgte meist eine sanft ausklingende Landung oder aber ein grobes abruptes Krachen in die nächste Welle hinein. Zwei Tage, in denen wir mit 2 Reffs im Groß und einem im Besan unsere 6 bis 7 Knoten liefen. Je schneller, desto  fließender. Doch viel ging nicht wirklich im Inneren des Schiffes: sitzen, liegen, lesen, schlafen, essen, trinken. Gekocht haben wir nur Tee oder Kaffee, keine Menüs. Irgendwie fehlte immer eine Hand für egal was: ein Anfängerproblem!

Am dritten Tag kam dann wieder alles von der Seite: Wind, Welle, Wasser. Wir wackelten mit 6 Knoten voran, bemerkten aber, dass wir Santa Maria, die südlichste Insel der Azoren, mitten in der Nacht erreichen würden. So reduzierten wir auch die Genua und fuhren die letzten 10 Stunden sogar im Zickzack vor dem Wind. Oh ja, ab jetzt werden die Marinas schnuckeliger, da möchte man doch sehen, wo die Hindernisse lauern!

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