Besser richtig Ankern

- Oh ja, wer will das nicht???

Falsches Ankern sieht beispielsweise so aus: „Schatz, was macht eigentlich das grüne Schiff neben uns?“ Ja genau, ich meine DAS grüne Schiff, das die letzten Tage je nach Strömungsrichtung entweder 50 Meter vor oder hinter uns lag.

„Vielleicht rutscht bei denen der Anker?“ Der nächste Blick aus unserem Cockpit offenbart das Problem: „Nein Schatz, wir rutschen. Und überhaupt, wir sitzen gleich im Schilf!“ Jetzt hilft nur rasantes Handeln: Motor an, Anker auf. Zum Glück passierte uns das mitten am hellen Tag. Wir waren von einem Landgang zurückgekommen, Pigafetta hatte eine Stunde zuvor alleine den Gezeitenwechsel absolviert und ich saß seit einer Minute im Cockpit als die grüne Ketch plötzlich neben uns lag.

Zweifelsohne, Ankern ist eine Kunst, über die oft und gerne philosophiert wird.
Denn was kann beim Ankern schief laufen? Einfach alles.

Der Anker hält nicht, weil
•    der Untergrund problematisch ist und der Anker nicht richtig greift
•    der Anker nicht genügend eingefahren wurde
•    der Anker sich durch Wind-, oder Stromwechsel wieder ausgegraben hat
•    nicht genug Kette gesteckt war
•    der Anker zu leicht fürs Schiff ist
•    oder der Anker komplett ‚falsch’ ist oder zu sein scheint
•    oder, oder, oder

Nach unserem Erlebnis haben wir Segler nach ihren Ankermanövern gefragt. Das Resultat deckt sich ungefähr mit unserem Ablauf: Anker werfen, dann langsam rückwärts, bis der Anker eingefahren ist, dann kurz auf die Tube drücken. Vielleicht noch eine Teufelskralle ran und gut ist.

In diesem Zusammenhang interessant : ‚Fahrlässiges Ankern’ von D.I. Harald Melwisch (ganz unten auf der verlinkten Seite). Hier wird deutlich: 5-fache Kettenlänge reicht meist nicht!

Manchmal starrten wir ratlos, weil wir nicht wussten, in welche Richtung wir den Anker einfahren sollten. Und zwar immer dann, wenn heftiger Wind gegen den Strom pustete und Pigafetta quasi auf der Stelle trat, unentschieden, ob er den Strom oder Wind beeindruckender fand. Und noch eine Besonderheit: Pigafetta liegt auch sehr schön mit dem Hintern im Wind – tja, Kanuheck!

Ein weiterer wunder Punkt wurde von unserem Nachbarn Peter angesprochen, der den CQR, aus der Familie der Pflugschar-Anker, für ausgesprochen dumm hält. O-Ton Peter:” Der tut nur das, was sein Name verrät: der PFLÜGT den Boden.” Da wir gleich zwei von der Sorte hatten, mit je 35 Kilo (aber mit 100 Meter Kette), dachten wir an etwas Abwechslung.

Nun kam Leben in die Bude, denn beide Männer wollten selber basteln. Gesagt, getan.
Es wurde ein pfiffiger Schlosser in Vila Real gesucht und gefunden. Die Stahlplatte wurde in Lissabon bestellt und Papp-Modelle vom Anker nach dem O- ‘Schnittmuster’ erstellt. Der Schlosser brannte die Teile aus, Peter und Kalle schweißten sie zusammen. Danach wurden die Anker spritzverzinkt. Voilá: nun ist unser Hauptanker ein 60 Kilo Bügelanker und Nr.2 CQR hängt weiter an Backbord.

Allerdings ist unser Wasserstag nicht sehr glücklich, aber irgendwas ist ja immer!