Ceuta

Nach einem flotten Törn mit reichlich Westwind erreichten wir eine der beiden spanischen Exklaven in Nordafrika.

Nach der Einfahrt in den kommerziellen Hafen durchquert man diesen auf dem kürzesten Weg und rundet einen alten Wachturm an Backbord. Unsere vorangegangenen VHF-Rufe blieben auf allen Kanälen unbeantwortet. (Für Nachfolgende: wenn überhaupt, dann reagieren sie auf Kanal 09) Der ganze eine Marinero, der gerade ein Schiff mit Diesel betankte, wedelte wild mit seinen Armen… sollte wohl heißen: „Immer durch da, sucht euch selbst einen Platz!“ Okay! Freie Plätze gab es genug, so legten wir uns mit dem Bug an die Steinmole, ungefähr in der Mitte der Marina. Weiter hinten waren zwar noch Schwimmpontons, aber es sah ziemlich eng aus, jedenfalls zu eng für unseren Langkieler.

In dem ‚North Africa’ Handbuch von IMRAY (Aufl. 2010) steht, dass die Ceuta Marina sehr günstig im Vergleich zum spanischen Festland wäre (ca. halber Preis) und dass auch die Angebote (wide range of nautical chandlery) für Yachties ganz umfangreich seien, zumal Ceuta ebenfalls mit Duty-free locke. Na, fein! Doch der erste Dämpfer trifft mich im Container, in dem sich das Marina Büro befindet. Das junge Mädchen versteht weder das Wort Chandlery noch eine Beschreibung dessen. Außerdem errechnet sie: 38,50 € Liegegebühr in der pauschalen Kategorie 15m x 4,60m und nein, auch wenn wir kein Wasser und Strom benötigen, zahlen müssten wir beides in jedem Fall…

Die nächste Offenbarung: Die Toiletten für die Damen seien geschlossen, ich solle zu den Männern gehen, dort könnte ich dann auch gleich duschen. Na, vielen Dank! In der gesamten Marina (Kapazität insg. 200 Boote, Besucher geschätzte 50 Boote?) sind zwei sehr einfache Duschen mit je einem Klo geöffnet. Die leben ebenfalls im Container und werden einmal am Tag sauber gemacht. Folgerichtig können sie ab mittags nicht mehr betreten werden. Für uns olles Dutzend Frauen, die gerade im Hafen sind, werden die vorhandenen Waschräume jedenfalls gar nicht erst geöffnet. Manche von uns duschen also im Bikini auf dem Steg oder im Cockpit. Ist das ein Resultat, wenn man konkurrenzlos eine Marina führt? Denn Ankern ist natürlich verboten. Vielleicht aber ist das neue Management der ‚marina hércules’ noch auf der Suche nach einem ansprechenden Kunden-Konzept?

Ja, ich bin jetzt mal die Meckerliese: Denn solange wir in der EU segeln und die Marinas EU-Gelder zum Ausbau ihrer Anlagen erhalten, dann allerdings ihre Preise verdoppeln, um den Service und das Personal zu halbieren – tja, solange fühle ich mich berechtigt, auch mal zu schimpfen! Ich habe ein paar Jahre Wohnmobil-Stellplätze für ‚Reisemobil International’ geprüft und das sehr gerne getan. Ich finde es ausgesprochen schade, dass es für Marinas und Häfen nicht auch so etwas gibt !!!

(Es existiert in Ceuta weiter entfernt außerdem noch eine Werft, die Marina Meridional. Wir waren nicht da, können nichts dazu sagen.)

Ein Stadthafen hat ja immer Flair: Man fühlt sich ins Geschehen integriert, hat kurze Wege zu den Sehenswürdigkeiten, den Supermärkten und was einen sonst noch beschäftigt. Wir kramen natürlich wieder unsere Liste hervor und freuen uns auf die Yachtausrüster. Ein Ausrüster sitzt im angrenzenden Hercules-Komplex, allerdings bietet sein Sortiment alles für den Fischer und Angler, für Yachties ist nicht viel dabei. Wir fragen bei den Nachbarn herum, nein, sie kennen keine weiteren Läden. Ein Polizist kennt noch einen Händler und schickt uns quer durch die Stadt. Einige Kilometer am Fährhafen vorbei, zwischen vielen kleinen Kfz-Werkstätten versteckt, gibt es tatsächlich einen Bootsausrüster, der Taue, Fender, Rauchfackeln etc. über einen Ladentisch verkauft. Das Angebot ist wenig abwechslungsreich und auch nicht besonders günstig. Schade! Dafür gibt es in Hafennähe einen großen Markt mit frischen Lebensmitteln und überall in der Stadt viele Supermärkte. Und letztendlich ist auch der Diesel günstig. (1,05 €/L.)

Es ist nicht möglich, über eine Stadt zu berichten, die man kaum  kennengelernt hat. Knapp zwei Tage waren wir da, die meiste Zeit auf der Suche nach Ausrüstern. Wir wären gerne noch länger geblieben, aber nicht zu diesem Preis in dieser Marina. Die Atmosphäre in Ceuta selbst wirkte jedenfalls entspannt. Von der aktuellen Problematik mit Marokko / Nordafrika bekommt man als Tourist in der Stadt nichts mit. Die Grenze liegt drei Kilometer vom Hafen entfernt und gelegentlich sieht man einen Bus mit Marokko als Reiseziel auf der Stirn.

 

 

 

 

Bereits 1415 eroberten die Portugiesen die Festung von Ceuta. Einer, der später als ‘Heinrich der Seefahrer’ das Schichsal Portugals erheblich beeinflussen sollte, war daran beteiligt. Seit 1580 ist die Halbinsel in spanischer Hand. Was ich toll fand, überall in der Stadt stehen Statuen von Menschen und Legenden, die nicht nur in der abendländischen Kultur von Bedeutung sind oder waren, auch Gandhi ist dabei. Einer meiner Favoriten: Homer. Aber auch Herkules darf natürlich nicht fehlen.

 

 

 

 

 

 

 

Am Nachmittag war plötzlich ganz Ceuta auf den Beinen. Die Frauen kamen im Flamenco-, die Männer im Matador-Stil – viele hatten Blumen in den Händen. Stunde um Stunde bewegte sich dieser Zug Richtung Kirche. Dort wurden die Blumen gelegt und jede Familie bestieg ein Podest, auf dem die Madonna thronte. Ein Moderator begrüßte dann jede Familie persönlich und per Lautsprecher. An diesem Tag wurde die Schutzpatronin von Ceuta, die heilige Afrika, von der ganzen Stadt verehrt.

Anschließend gingen die Familien in ihren traditionellen Outfits zum Essen, manche auf einen Jahrmarkt.

 

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Eine Antwort auf Ceuta

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