Die Passage

Ja, irgendwann schaffen auch wir es, durch die Straße von Gibraltar zu segeln.

Nach dem Kurzbesuch in Ceuta lagern wir vor Gibraltar, in der spanischen Bucht von La Linea.  Noch zehn andere Segler warten hier ebenfalls auf Wetter. Der Ostwind bläst mit ordentlicher Wucht. Im VHF verkünden Tarifa, Gibraltar und Tanger regelmäßig den Ist-Zustand: tagein, tagaus Stärke 7-8, in Böen 9-10. Och, nö!!!

Was also macht man, wenn man wartend am Anker häng und keinen Landfall plant? Ich lese. Aus ballastigen Gründen durfte ich nur 50 Bücher mitnehmen, das ist nicht viel. Ich habe mich also notgedrungen durchgerungen, dem Papier halbwegs abzuschwören und mich mit einem E-Book-Reader angefreundet. Ganz entspannt kann ich jetzt bis zum Nimmerleinstag am Anker kleben.

Kalle surft ziemlich oft im Internet, meist wichtigen Ersatzteilen auf der Spur. Am besten besorgt man sich eine SIM-Card aus dem Gastland für seinen Stick und surft zum Landestarif.

Außerdem beschäftigen wir uns mit den Mysterien im Boot. Wir erkunden beispielsweise alle Facetten unserer ‚Kläranlage’. Insgesamt haben wir zwei Fäkalien-Tanks und einen für das Grauwasser, und offensichtlich wurden alle drei im Nachhinein eingebaut. Also, von wo geht was wohin, welche Hebel müssen gedreht und in welche Richtung gelegt sein… und vor allem, wie werden wir den Inhalt (probeweise Wasser mit Schuss Spüli) am Ende wieder los?

Außerdem plaudern wir natürlich. Die deutsche Segelyacht ‚Marosa’ ankert in der Nähe. Wir klönen im Cockpit, erzählen und beraten uns immer wieder über das Wetter… von RTTY, NAVTEX, GRIB-Daten, Internet real-time Windfindern, bis zu NOAA Wettersatelliten – kein Frosch bleibt ungeküsst. Winna und Christof haben außerdem noch einen superguten Tipp: Radio France. Um 13:33 (UTC+2, MESZ) auf 15 300 kHz.

Die Franzosen strahlen ein maritimes Programm aus:

Erst wird die atlantische Großwetterlage verkündet, dann ganz systematisch jedes Kästchen auf dem Atlantik abgehandelt.

 

Plötzlich Alarm. Heute ist ‚nur’ Stärke 6-7 angesagt, aber am nächsten Tag soll der Wind bereits wieder drehen, dann hängen wir vielleicht noch eine weitere Woche in der Bucht. Marosa ist tapfer und guckt, ob was geht in der Strait. „Ja, ist nicht schlimm, vielleicht 4 bis 5 zunehmend. Welle ungefähr 3 Meter, aber lange Dünung von achtern.“ Wir kommen in den Genuss einer Live-Übertragung, die unsere Eifeler alle paar Stunden aus der Straße von Gibraltar im VHF an uns übermitteln. Besten Dank, Ihr Beiden! Sofort wächst auch unser Mut und der Anker geht auf. Dann mal Tschüss, liebes Mittelmeer.

Wieder sehe ich einen strammen Burschen von Delfin in der Bucht von Gibraltar, der zum Abschied fröhlich ums Schiff hüpft. Delfine waren im Mittelmeer eigentlich immer mit uns, Tag und Nacht. Bei Nachtfahrten sah man sie sogar im Radar, kleine Pünktchen, die auf- und abtauchten und um Pigafetta kreisten. Manchmal waren es Hunderte, manchmal nur eine Handvoll, dann gab es auch mal eine Gruppe, in der sie nur zu Zweit schwammen. Delfine verbreiten gute Laune… Zusehen macht deutlich heiter, Fotografieren macht deutliche Probleme.

Es sind nur zehn Seemeilen, die man in der Strait zu bewältigen hat, und doch ist es nicht einfach durchzukommen. Wenn Wind und Strom gegen einen sind, kann man es gleich bleiben lassen. Doch heute haben wir beides auf unsrer Seite, es gibt keine dummen Überraschungen. Laut Handbuch ist der beste Zeitpunkt um gen Westen aufzubrechen: zwei Stunden nach Hochwasser in Gibraltar. In Küstennähe strömt es stärker, das nutzen wir. Die Genua schlägt immer wieder, der Wind bläst direkt von achtern, nur leider in Böen. Wir lassen den Besan gesetzt, sonst nichts. Der beständig zunehmende Wind steigert sich am westlichen Ende des Tunnels auf Stärke 8. Pigafetta bleibt von uns allen am souveränsten, hält unbeeindruckt mit lockeren 6 Knoten den Kurs, ohne zu heulen oder zu klappern. Im Dunkeln passieren wir das Leuchtfeuer von Tarifa – endlich geschafft! Ab jetzt geht einer von uns schlafen, der andere wacht. Morgen Mittag wollen wir in die Bucht von Cadiz einlaufen.

Dieser Beitrag wurde unter Meeresbewohner, Segeln, Spanien abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten auf Die Passage

  1. Elliptical sagt:

    Much appreciated for the information and share!
    Nancy

  2. Robin sagt:

    Thanks for the share! Very useful info, looking to communicate!

  3. Adriana sagt:

    thanks for share!

  4. Eaton sagt:

    My brother recommended I might like this website. He was totally
    right. This publish actually made my day. Thank you!

Hinterlasse eine Antwort